Mondstein Duo - Duo

Yuka Ohta (Schlagzeug) und Diego Ramos Rodríguez (Violine) haben ihre erste musikalische Begegnung im 2012-13 Rahmen der Internationalen Ensemble Modern Akademie in Frankfurt am Main. Dort spielen sie in verschiedenen Besetzungen, von Duo-Trio bis großes Ensemble, arbeiten mit Musikern des Ensemble Modern und bedeutenden Komponisten (H. Lachenmann, N. A. Huber) zusammen und nehmen an Konzerten im In- und Ausland, Opernproduktionen und szenischen Projekten teil. Im November 2013 spielen sie beim cresc... Festival in Frankfurt am Main den Improvisationspart bei der Uraufführung vom Hörspiel Die Befristeten (M. Obst), das vom Hessischen Rundfunk mitgeschnitten und im Juni 2014 gesendet wurde. Improvisation und szenisches Bewusstsein werden ab diesem Moment wichtige Inspirationsquellen für ihre Zusammenarbeit, die sie in weiteren Konzerten in verschiedenen Formaten vermitteln konnten.
Im Mai 2014 werden sie bei dem Lenzewski Wettbewerb für Neue Kammermusik susgezeichnet. Zeitgenössische Musik ist zwar ein wichtiger Teil, aber nicht unbedingt der Schwerpunkt dieses Duos: die Entdeckung neuer klanglichen Möglichkeiten, Farben, Kommunikationswege, sowie ihre Vermittlung durch neues und älteres Repertoire (Renaissance, Barock, Romantik) gibt dieser ungewöhnlichen Besetzung den eigentlichen Sinn ihrer Existenz.

http://mondsteinduo.wordpress.com

Errungene Preise:

Mai 2014 - Sonderpreis beim Lenzewski Wettbewerb für Neue Kammermusik. Frankfurt am Main

CDs/DVDs:

November 2013 - Hörspiel \"Die Befristeten\" (M. Obst). Internationale Ensemble Modern Akademie. Hessischer Rundfunk.
September 2013 - \"It\'s maybe an illusion\". CD Porträt Brigitta Muntendorf. Ernst von Siemens Musikstiftung. Internationale Ensemble Modern Akademie. ZKM Karlsruhe.
Mai 2013 - \"Euclydian Abyss - 10 Jahre Internationale Ensemble Modern Akademie\". Deutschlandfunk Köln.

Theater-, Film- oder Fernseh-Produktionen:

November 2013 - Konzert-Hörspiel \"Die Befristeten\" (M. Obst). cresc... Biennale für moderne Musik. Internationale Ensemble Modern Akademie. hr-Sendesaal. Frankfurt.
Juni 2013 - \"Porträt Nicolaus A. Huber\". Film-Dokumentation. International Ensemble Modern Akademie

Programmangebot

P r o g r a m m v o r s c h l a g
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- J. S. Bach (1685-1750): Aus der Englischen Suite nr. 2 in a-moll BWV 807: „Prélude“
- J. S. Bach - Französische Suite nr. 2 in c-moll BWV 813
- G. Aperghis (*1945): Requiem furtif pour violon et claves
- H. Holliger (*1939): Frühlingstanz (unstet) für Violine und Darabukka
- J. Álvarez (*1956): Temazcal für Maracas und Tonband
- T. Hosokawa (*1955): Elegy für Solo Violine
- Ph. Leroux (*1959): Air-ré für Violine und Schlagzeug (Marimba und Vibraphon)
- G. Schuller (*1925): Phantasmata für Violine und Marimba
- Freie Improvisation (ggf. mit Elektronik)
- und so weiter

Gegen Ende des Filmes Mein Name ist Bach (2003) begegnet man eine Szene, die man im 18. Jahrhundert sicher nicht jeden Tag vor Augen hatte. Ein eher ungewöhnliches Bild: der gute alte Meister Johann Sebastian improvisiert zusammen mit Friedrich dem Großen in einem alten Zimmer voller exotischen Instrumente –Marimbas, Gongs, Panflöten, Trompeten, afrikanische Trommeln...–. Dabei sind keine Toccaten, Fantasien oder Fugen im barocken Stil zu hören, sondern ein lärmendes Bacchanal, bei denen die beiden Charaktere ihren intimsten kommunikativen Impulsen freien Lauf lassen, wahrscheinlich nicht mal mit der Absicht, Musik zu produzieren...
Die historische Strenge dieser Passage ist dabei mehr als fragwürdig, stellt aber den Anfangspunkt für unser Programm dar. Die Fülle Bearbeitungen von Bach-Stücken für die verschiedensten Besetzungen ist keine neue Sache. Dass eine Violine und eine Marimba sich für die Interpretation der Englischen und Französischen Suiten für Cembalo treffen hat dagegen kein offensichtlicher Grund. Die Sonaten und Partiten für Solo- Violine, die Sonaten mit Cembalo oder die Violinkonzerte reichen aus für viele Jahren Übung auf der Geige und unter den Schlagzeugern ist es nicht mehr ungewöhnlich, die Cello-Suiten umzuschreiben oder Orgelstücke für Marimba-Ensemble zu arrangieren. Aber in unserer gemischten Besetzung haben wir die Chance, Brücken aufzubauen: Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart; Brücken zwischen Instrumentalgruppen, die ihren eigenen Sinn für Phrasierung und Klang im Bezug auf das Repertoire besitzen; letztendlich Brücken zwischen Interpreten und Hörern, denn wohlbekannte Musik mit anderen Instrumenten gespielt erweckt neue Eindrücke, „ohne Festland zu verlassen“.
Nach dieser Eröffnung kommen wir auf das Bacchanal zurück mit drei Stücken, die verschiedene Aspekte der Musik in Verbindung zum Szenischen, ja sogar Theatralischen darstellen: Aperghis\' Requiem furtif zeigt einen fast traumhaften Dialog zwischen Leben und Tod. Die Musiker kommunizieren miteinander in einer geheimen Sprache, von der wir nur flüchtige Spuren in der Luft wahrnehmen: am Ende bleiben alle Fragen offen, beide Instrumente verschwinden in der Stille.
Heinz Holligers Frühlingstanz bringt uns zur wirklichen Welt zurück mit einem Charakterstück voller ekstatischer Rhythmen und wilder melodischer Brüche: da ist die Darabukka souverän, die Geige kämpft um ihre expressive Freiheit, aber das Metrum herrscht und die kurze Zirkusnummer endet nach dem kurzen Kampf fast unerwartet. Temazcal vom mexicanischen Komponisten Javier Álvarez vereint lateinamerikanischen Tanzrhythmen mit elektronischen Klängen, die das Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten des Schlagzeugs erweitern.
In der zweiten Hälfte des Programms wird andere Seite unserer Klangwelt vorgestellt: in Elegy (T. Hosokawa) wird das Instrument zur menschlichen Stimme, diese Stimme sucht zugleich durch melismatische Melodieführungen und subtile Farbänderungen immer nah an der Stille die tiefe Verbindung mit dem Geist im Sinne der buddhistischen Philosophie. Mit Philipp Leroux und Gunther Schuller kehren die Tasteninstrumente zurück und mit ihnen werden die harmonischen, rhythmischen und melodischen Elemente, die man bisher in unterschiedlichen Hierarchien hatte, endlich gleichgestellt: so gestalten sie jeweils mit Air-ré und Phantasmata sich entwickelnde Klangfelder und flexible rhythmische Strukturen mithilfe melodischer Gesten, deren Veränderungen den formalen Verlauf der Stücke bestimmt und darstellt.
Die Improvisation am Ende des Programms könnte ein Hommage an jenen merkwürdigen filmischen Paar, die wir am Anfang des Textes begegneten. Die Improvisation stellt sich als intimer Ausdrucksmoment vor: Noten werden beiseite gelassen, uns stehen alle musikalischen Mittel zur Verfügung, ob akustiche oder elektronische, aber Interpreten und Hörer werden stets vor den Abgrund gestellt, nicht zu wissen, ob und wie es weitergeht. Auf der Suche nach wahrem musikalischem Sinn bleiben dann keine Bedeutungen, sonderm lediglich die Kommunikationsfähigkeit unserer Körper und Instrumente erhalten. Nach dieser langen Reise stellt man sich die Frage: was gibt es noch zu sagen?

Einordnung

musikgeschichtlich:

Sonstige, Barock, Rokoko - Vorklassik, Romantik, Neue Musik, Popularmusik, Jazz / Improvisation

stilistisch:

temperamentvoll, lebendig, ruhig / beruhigend, stimmungsvoll, romantisch, progessiv, improvisiert, ungewöhnlich

Motto

Musik vermitteln, welche Form sie auch immer nimmt und welche Möglichkeiten sie auch immer enthält, ist das Motto des Mondstein Duo. Unser Ziel ist, neue Perspektiven im bekannten Repertoire durch Bearbeitungen und vielfältige Konzertprogramme und –f